Du bist unsicher, ob narzisstischer Missbrauch stattgefunden hat? Du kennst die klinischen und weiterführenden Merkmale, aber Zweifel bleiben bestehen? Um dir bei diesem Dilemma zu helfen und dir einen besseren Überblick zu verschaffen, ist es wichtig, auch deine Selbstwahrnehmung miteinzubeziehen.
Klinische Merkmale hinsichtlich Narzissmus sind gesetzt, was erst einmal gut und richtig ist. Geschädigte narzisstischen Missbrauchs wissen aber, dass diese Merkmale nicht im geringsten ausreichen. Noch immer fällt es so manchem schwer, klar zu erkennen, ob ein narzisstischer Missbrauch stattgefunden hat oder nicht.
Inhalt
Narzisstischer Missbrauch: Die Bedeutung der Selbstwahrnehmung
In den meisten Erklärungen zum Thema Narzissmus werden Kriterien, Aspekte und Merkmale stets vom Verhalten des Narzissten abgeleitet. Das ist ein ganz wichtiger Vorgang. Jedoch fehlt an dieser Stelle die Selbstwahrnehmung des möglichen Opfers, sodass es nicht jedem möglich ist, sich selbst und die eigenen Gefühle, die letztlich auch den Zweifel hervorrufen, zu identifizieren. Das verstärkt die Unsicherheit, zumal der narzisstische Missbrauch ohnehin schon eine hohe Verunsicherung verursacht und im Opfer starke Selbstzweifel an der eigenen Wahrnehmung und der eigenen Gefühlswelt einpflanzt.
Daher habe ich dir im Folgenden die 20 wichtigsten Anzeichen aufgelistet, die dich zusätzlich dazu anregen, die Situation von deinen eigenen Empfindungen ausgehend betrachten zu können. Hierbei wirst du dazu eingeladen, dich selbst und deine Emotionen wahrzunehmen und zu reflektieren. Damit narzisstischer Missbrauch identifiziert werden kann, ist dieser Schritt unumgänglich.
Der Fokus liegt also nicht nur auf dem Verhalten des anderen, sondern auch auf dich und deine Innenwelt. Auf diese Weise kannst du mehr Sicherheit erlangen und dir die wichtigste Frage beantworten, nämlich ob narzisstischer Missbrauch stattgefunden hat.
Narzisstischer Missbrauch: 20 Anzeichen, der 1. Teil
1) Du findest dich darin wieder, einem erwachsenen Menschen die Basiselemente und Regeln menschlichen Respekts erklären zu müssen.
Normale Menschen verstehen die Prinzipien und Konzepte, auf denen eine reife, wohlwollende Beziehung aufbaut. Narzissten treten oft kindlich und unschuldig auf, was Sympathien weckt, aber hier ist große Vorsicht geboten. Kein reifer Erwachsener braucht eine Erklärung bezüglich der Auswirkungen seines Verhaltens auf andere.
2) Du spielst plötzlich Detektiv und Spion.
Du hast dem Narzissten zunächst vertraut, auch ist es dir vorher noch nie passiert, dass du einem Menschen, der in einer eigentlich vertrauenswürdigen Beziehung zu dir steht, hinterher spionierst, aber jetzt ist alles anders und du beginnst Nachforschungen anzustellen, versuchst Aussagen zu überprüfen, suchst in seiner Timeline bei Facebook nach Posts aus der Zeit vor eurer Beziehung, wühlst in den Nachrichten auf seinem Handy usw. Das, was du hier eigentlich suchst, sind Antworten auf ein Gefühl, was du nicht in der Lage bist zu benennen und zu erklären, aber was letztlich den Missbrauch emotional spiegelt.
3) Deine Grenzen werden langsam, aber konstant, ausgehebelt.
Du wirst auf herablassende, oberflächlich „witzig“ gemeinte Art, gepiesackt. Der Narzisst grinst, wenn du dich auszudrücken versuchst und unterlegt dies mit vermeintlich nett gemeinten Worten, wie z. B. „Das ist aber süß“. Was zunächst als ein harmloses Necken verstanden werden kann, ist in Wahrheit ein verdecktes Aushebeln deiner Grenzen. Dieses Necken wird zum Hauptmodus der Kommunikation, in dem subtil deine Intelligenz und deine Fähigkeiten herabgesetzt werden. Wenn du ihn darauf ansprichst, wird er dich als verrückt darstellen, als „Spaßverderber“ oder als zu sensibel. Das Necken als Deckmantel wird dich auf Dauer traurig und verärgert machen, aber irgendwann blendest du es aus oder machst sogar bei diesem miesen Spiel mit, weil du meinst, den Frieden dadurch bewahren zu können. Deine Grenzen fallen an dieser Stelle unaufhaltsam.
4) Von dir wird erwartet, dass du Gedanken liest.
Mit dir wird mehrere Tage nicht gesprochen oder du wirst ablehnend behandelt, weil du nichts von Dingen wusstest, die dir nicht mitgeteilt worden sind. Es ist natürlich deine Schuld, da du nicht fähig dazu bist, Gedanken zu lesen. Der Narzisst hat immer eine Ausrede parat, um sich selbst als Opfer darzustellen. Er trifft auch ständig Entscheidungen, die eure Beziehung betreffen, und informiert durchaus auch andere darüber – nur dich nicht.
5) Du wirst eingelullt mittels Love Bombing, Schmeicheleien und Idealisierung.
Wie ein Chamäleon wird der Narzisst dir all deine Wünsche, Träume und Unsicherheiten spiegeln, um zwischen dir und ihm ein festes Band aus Vertrauen und prickelnder Aufregung zu knüpfen. Er erzählt dir, wie viel ihr doch gemeinsam hättet und dass du perfekt für ihn seiest. Fasziniert zeigt er sich von dir auf jeder einzelnen Ebene. Er „bebombt“ dich mit Links zu Liedern, Gedichten, schönen Bildern und vielem mehr. Auch Hilfeleistungen drängt er dir auf, selbst dann, wenn du sie nicht willst, brauchst und nicht um sie gebeten hast.
6) Deine hoch gelobten Qualitäten werden plötzlich zu Fehlern erklärt.
Am Anfang observiert der Narzisst dich sehr genau, lernt deine Verletzlichkeiten und dein Inneres kennen, und zeigt dir all das, vom dem er meint, dass du es hören willst. Wenn er dich dann in den Missbrauchskreislauf gestoßen hat, geht er dazu über, diese Dinge gegen dich zu verwenden. Ab diesem Moment verbringst du viel Zeit damit, deinen Wert immer wieder zu beweisen – und zwar gegenüber genau der Person, die dir einst sagte, du seiest perfekt.
7) Du wohnst narzisstischen Theaterstücken bei und bekommst beständig „sympathische“ Geschichten serviert.
Der Narzisst erzählt dir viele Geschichten, die dich schluchzen lassen. Natürlich sind diese „Erlebnisse“ dafür verantwortlich, dass sein Verhalten so ist, wie es ist. Alles, was er möchte, sei Ruhe und Frieden und eine glückliche, harmonische Welt. Er hasse Drama, wie er betont – allerdings gibt es hier einen mächtigen Haken. Niemand ist so sehr von Drama umringt und zeigt derart viele dramatische Stücke in unzähligen Akten auf der Theaterbühne des Lebens wie er.
8) Du wirst mit Klatsch und Tratsch konfrontiert.
Kleine Samen aus Gift werden gepflanzt, über jeden wird getuschelt, zunächst idealisiert, dann abgewertet. Du hegst plötzlich Antipathien für Menschen, die du gar nicht kennst und nie getroffen hast. Zudem bemerkst du, dass es anderen Menschen, die mit dem Narzissten in Verbindung stehen, in Bezug auf dich genauso geht. Du stellst fest, dass der Narzisst hinter deinem Rücken über dich ganz offenbar nichts Gutes spricht, Wahrheiten verdreht und/oder er Situationen und Begebenheiten lückenhaft wiedergibt, worauf andere Menschen sich eine Meinung über dich bilden, die allerdings auf vom Narzissten gestreute Falschinformationen oder fehlenden Informationen beruhen. Irgendwann wird der Narzisst dann vollständig dazu übergehen, zu all den Menschen zu gehen, die er zuvor stark abwertete, um sich über dich zu beschweren und dich als verrückt und gemein darzustellen. Diese Schmierkampagnen können u. U. deine komplette Existenz bedrohen.
Auf die Spitze treibt es der Narzisst, wenn er dann im nächsten Schritt dazu übergeht, dich vermeintlich zu verteidigen, wenn andere Menschen dich angreifen. Der Narzisst sät somit Falschinformationen, um andere (oder dich) wütend zu machen und sie gegen dich aufzubringen (oder dich gegen sie), sich dann als „human“, „verzeihend“ und „gut“ zu verkaufen, indem er sich schlussendlich vor dich (oder andere) stellt. So heimst er jede Menge Sympathiepunkte von allen Seiten ein, sammelt und sichert Unmengen an narzisstischer Zufuhr und bestätigt sein glorreiches falsches Ich.
9) Du stellst fest, dass von deinem netten, angenehmen Selbst kaum noch etwas übrig ist und deine Gefühle dich mit Entsetzen erfüllen.
Gefühle wie Liebe und Mitgefühl wandeln sich in Angst und Panik. Du weinst viel, entschuldigst dich für alles und jeden, zeigst Schlafstörungen und fühlst dich morgens wie zerschlagen und völlig verängstigt. Du fragst dich, was mit deinem angenehmen Selbst passiert ist. Noch während oder nach einer Beziehung mit einem Narzissten fühlst du dich schockiert, leer, erschöpft und verrückt.
10) Du bist die einzige Person, die sieht, was sich hinter der Maske verbirgt.
Egal, was der Narzisst macht, er ist beständig von einem Fan-Club umgeben, der ihm zu jubelt. Die Menschen seines Clubs werden ständig ausgenutzt auf vielfältige Weise, aber sie bemerken es selten bis gar nicht, da der Narzisst sich gut darauf versteht, sie mit oberflächlichem Lob und geistloser Gunst entsprechend dosiert abzulenken. Der Narzisst ist nicht in der Lage Freundschaften im Sinne unserer gängigen Freundschaftsdefinition zu führen. Freundschaften sind stets oberflächlich und immer, ebenso wie eine Partnerschaft, ausschließlich auf narzisstische Zufuhr und/oder materielle und geistige Ressourcen ausgelegt. Du hingegen fühlst dich dadurch umso einsamer, da du die einzige Person zu sein scheinst, der es dämmert, wie der Narzisst gestrickt ist, und entwickelst daher noch stärkere Zweifel an deiner Wahrnehmung.
Den 2. Teil findest du hier.
Herzliche Grüße,
PS: Ich bin übrigens der Ansicht, dass du es wert bist, ein Leben nach deinen Wünschen zu führen.
Liebe Narzissmus-Ninja,
gerade eben weine ich so sehr. Du hast es auf den Punkt gebracht. Es tut sehr weh, seinen Missbrauch nach zu lesen. Ich war über 23 Jahre aus verschiedensten Gründen in einer narzisstischen Beziehung und jetzt seit 1 Jahr in Trennung. Ich kann sagen, es ist die pure Hölle, sein ‚Ich‘ daraus zu befreien und zu heilen.
Danke
Ich fühl mich wie gefangen hilflos und gesundheitlich geht es mir immer schlechter ich denke ich bin in einer narzisstischen Beziehung mir aber nicht sicher.Ich fühl mich fürchterlich und versteh mich selbst nicht mehr das ich mir al die Beleidigungen Entwertungen mir all das gefallen lasse.Ich weiß nicht weiter
Ich war nach 31 Jahren in einer narzisstischen Ehe mit zwei Kindern nur noch ein Schatten meiner selbst. Auch wenn ich immer wieder von Außenstehenden aufgefordert wurde meinen Narzissten zu verlassen, entschuldigte ich seinVerhalten mit seiner Kindheit und nahm ihn in Schutz. Als er aber unserer Tochter gegenüber immer öfter gegenüber psychisch gewalttätig wurde, verließen wir ihn von einer Minute zur anderen. Die Trennung war sehr schmerzhaft und er versucht mich auch jetzt noch nach einem halben Jahr wieder zurück zu gewinnen, worauf ich mich jedoch nicht mehr einlassen werde. Ich kann nur jeden raten, befreit euch und eure Kinder von so einem Menschen und erfahrt, wie schön euer Leben sein kann.